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Durchsucht man das Internet nach dem Begriff "St. Pauli", so werden einem mehr als 17 Millionen Einträge angeboten. Nicht wenige denken zunächst an den Fußballverein, der von Fans des innerstädtischen Konkurrenten gerne als "Stadtteilverein" tituliert wird. Wirklich ärgern kann diese etwas neckende Bezeichnung jedoch keinen, denn eben dies ist der Ursprung: der Stadtteil St. Pauli.
Vor rund siebenhundert Jahren erließ der damalige Hamburger Rat ein Verbot, dass es keinem erlaubte, in diesem vor den Stadttoren gelegenen Viertel um den Hamburger Berg herum zu wohnen. Erinnert heute nur noch eine vergleichbar kleine Nebenstraße zwischen Reeperbahn und Simon-von-Utrecht-Straße daran, war der Hamburger Berg doch seinerzeit wesentlich ausgedehnter. Abgetragen wurde er von den Bürgern der Stadt, die die Steine zum Hausbau innerhalb der Stadtmauern benötigten.
Erst im auslaufenden neunzehnten Jahrhundert wurde St. Pauli zum Stadtteil, doch seine rasanteste Wandlung erlebte er erst in den folgenden Hundert Jahren, als sich Theater, Amüsierbetriebe und schließlich Diskotheken, Bars und Restaurants dort ansiedelten.
In ihren Buch "St. Pauli - Eine kritische Liebeserklärung" beschäftigt sich die Autorin Julia Staron mit der Geschichte und den Geschichten rund um diesen weltberühmten Stadtteil. Als Historikerin, Anwohnerin und Kulturbotschafterin kann wohl kaum eine andere einen besseren Einblick geben. Im Kapitel "Ein Rundgang" nimmt sie den Leser literarisch an die Hand und zeigt mit vielen Bildern und detaillierten Erklärungen jeden noch so kleinen Winkel, gibt Insider-Tipps, die in jedem handelsüblichen Stadtführer ihresgleichen suchen würden und beleuchtet mit Witz und Verstand auch die kritischen Themen, die die Bewohner des Stadtteils beschäftigen. So geht sie auf den anhaltenden Wandel ein, den der Stadtteil seit vielen Jahren und in jüngster Zeit in rasanter Geschwindigkeit erlebt, und bezieht auch den Zusammenhalt und Kampfgeist der hier lebenden Menschen mit ein - anderswo würde man diesen wohl als dörflich bezeichnen.
Wie sehr der selbst malerisch tätigen Staron - nahezu alle Zeichnungen des Buches stammen von ihr - die Kunst am Herzen liegt, beschreibt sie in dem Abschnitt "aktuelle Kunstszene". Mit der einführenden Begründung: "...weil die künstlerische Welt St. Paulis nicht mit den Beatles endet und sich nicht auf Eierlikörbilder von Udo Lindenberg beschränkt." stellt sie die zahlreichen in St. Pauli lebenden und / oder schaffenden Künstler vor. Unter ihnen finden sich Modedesigner, Maler, Musiker, Dichter und viele andere, und es lohnt, sie zu entdecken. Der liebevoll und detailgetreu gezeichnete Stadtplan dieses Stadtführers in Buchform, stammt aus der Feder des Künstlers Thomas Volgmann, eine Hälfte des Duos "Leserpistole", das in den kommenden Wochen mit Julia Staron zu der ungewöhnlich klingenden "Nicht-Lesetour" einlädt.
Gewinnspiel Das Hamburg Web verlost zwei dieser außergewöhnlichen und sehr persönlichen Stadtführer. Schreiben Sie eine Mail an pauli@hamburg-web.de. Einsendeschluss ist der 30. September 2011, 12.00 Uhr. Wir wünschen viel Glück!
"St. Pauli - Eine kritische Liebeserklärung" erschienen bei tredition, August 2011, 14,95 Euro.
Termine: 28.09.2011, 21.00 Uhr, Crazy Horst, Hein-Hoyer-Straße 62
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